Fast zehn Jahre lang hatten Stefan und Stanija auf eine GreenCard gehofft, bevor ihr USA-Traum mit einem Gewinn in der GreenCard Lotterie endlich wahr wurde. Der Plan war perfekt: Umzug nach Florida, eigenes Restaurant, neues Leben am Meer. Doch eine Sache hatten sie mächtig unterschätzt.
Stefan, eure Auswanderung lief anders als gedacht, denn die TV-Sendung „Goodbye Deutschland” (VOX) war dabei. Wie kam es dazu?
Ein Freund von mir wurde bei seiner Auswanderung nach Texas von Goodbye Deutschland begleitet und wir haben ihn dort besucht. Die Redaktion hat mitbekommen, dass wir auch auswandern wollten und ist neugierig geworden. Als es bei uns konkreter wurde, haben sie uns gefragt, ob wir unsere Geschichte im Fernsehen erzählen würden.
Auswandern allein ist ja schon aufregend genug! Wie war es, als GreenCard-Gewinner von einem Kamerateam begleitet zu werden?
Die ersten Tage waren schon ein bisschen komisch, aber der Prozess geht über viele Monate und man sieht das Kamerateam wirklich oft und gewöhnt sich daran. Wir hatten zwar immer ein Mikrofon dran, aber eigentlich merkt man irgendwann gar nicht mehr, dass alles aufgezeichnet wird. Das ist dann ganz normal geworden.
Übrigens zeigt VOX das wirklich wie im wirklichen Leben. Da ist nichts gestellt. Es ist alles wirklich so passiert! Das war fast schon familiär mit dem Kamerateam. Eigentlich war das auch eine tolle Zeit für uns.
Du bist seitdem ein Vorbild für Auswanderer. Bekommst du oft Fragen von Leuten gestellt, die nach Amerika wollen?
Ja, es ist erstaunlich, wie breit so eine TV-Ausstrahlung streut. Da waren wir gar nicht drauf vorbereitet. Wir haben unzählige Mails und Besuche im Restaurant von Leuten bekommen, die uns kennenlernen wollten.
Viele waren natürlich neugierig: Wie läuft so eine Auswanderung ab? Wie kommt man zu dem Entschluss, nach Amerika zu gehen? Wie ist das Leben hier? Wie sind die Lebenshaltungskosten in den USA? Wie sind die klimatischen Bedingungen? Wie sind die Menschen, die hier leben? Wie kann man in Amerika Fuß fassen und sich ein Geschäft aufbauen, ohne vorher hier gelebt zu haben?
Ich versuche immer, alles so gut wie möglich zu beantworten und vielleicht dem einen oder anderen noch einen Tipp zu geben und die Leute zu ermutigen. Weil: Wir haben es nicht bereut. Wir sind froh, dass wir es gemacht haben und würden es jederzeit wieder tun.
Was hattet ihr von Deutschland aus alles unternommen, um euren USA-Traum wahrzumachen?
Wir haben immer im Hinterkopf gehabt: Irgendwann möchten wir mal den Schritt machen, in die USA zu gehen. Wir haben natürlich an der GreenCard Lotterie teilgenommen, aber da weiß man vorher nicht: Wann hat man Glück? Das kommt ja immer plötzlich und unverhofft.
Wir hatten auch mal in Erwägung gezogen, ein E-2-Investorenvisum zu beantragen und hatten auch schon einen Vorvertrag mit einem Restaurant in Kalifornien gemacht, haben uns dann dann aber wegen der vielen Auflagen dagegen entschieden. Der Grund war die Ungewissheit.
Mit einem E-2-Visum ist man nur Gast auf Zeit. Es ist nicht sicher, was nach dem Ablauf des Visums passiert. Bekommt man eine Verlängerung oder nicht? Man investiert unter Umständen sehr viel Geld und weiß nicht, ob es dann auch für immer ist.
Zudem waren unsere Kinder zu dem Zeitpunkt teilweise noch in der Schule und Ausbildung, und wir wollten dann lieber warten, bis sie auf eigenen Füßen stehen. Wir haben deshalb weiter auf die GreenCard Lotterie gehofft.
Wir hatten immer im Hinterkopf: Was ist, wenn es wirklich klappt? Wir sind zielstrebig drangegangen und haben viel und hart gearbeitet, damit wir dann — wenn der Tag kommen sollte — auch wirklich vorbereitet sind. Wir haben also Geld an die Seite gelegt, damit wir in den USA auch alles verwirklichen können, was wir uns wünschen. Bei der neunten Teilnahme hatten wir dann Glück!
Wie war das damals, als du die GreenCard-Gewinnbenachrichtigung bekommen hast?
Ich war gerade — wie immer — auf der Arbeit. Wir haben in Deutschland ja sieben Tage die Woche rund um die Uhr gearbeitet. Als ich zwischendurch Bestellungen am PC gemacht habe, habe ich die E-Mail von The American Dream gesehen.
Erst dachte ich: Ah, bestimmt wieder die Absage, wie die Jahre zuvor auch. Es ist halt eine Lotterie. Ich habe dann aber die Mail aufgemacht und konnte das erstmal gar nicht realisieren: Da stand „Herzlichen Glückwunsch!”
Da wurde mir erst mal ganz anders! Mir war schwindelig, ich hatte Schweißausbrüche, und ich wusste gar nicht: Ist das jetzt wahr? Ich hab die Mail dann ein paarmal geschlossen und wieder neu aufgemacht, bis ich das wirklich realisiert hatte.
Und dann bin ich vor Freude erstmal ausgerastet, obwohl ich gerade bei der Arbeit war. Ich habe laut geschrien im Laden, und die Leute schauten schon, aber da konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
Das war die reine Freude! Wir hatten einen Fuß in der Tür! In den Tagen danach kamen noch andere Mails und dann wurde es Wirklichkeit! Wir hatten jetzt die Möglichkeit, eine GreenCard zu bekommen!
(Anm. d. Redaktion: Im Gewinnfall erhält nicht nur der Teilnehmer der GreenCard Lotterie ein US-Einwanderungsvisum, sondern auch der Ehepartner und alle unverheirateten Kinder unter 21 Jahren.)
Warum hattet ihr euch damals überhaupt für The American Dream entschieden?
Als wir den Schluss gefasst haben, an der Lotterie teilzunehmen, haben wir uns natürlich im Internet schlau gemacht: Wie kann man das machen? Man kann auf der Seite (Anm. d. Red: Offizielle Webseite der US-Regierung) selbst teilnehmen ohne Hilfestellung, aber man kann auch die Agentur in Anspruch nehmen.
Wir haben uns für die Agentur entschieden, weil es für uns einfacher war. Man hat dann nicht so einen Druck, Termine nachzuhalten und fragt sich nicht: Sind die Anträge richtig ausgefüllt? Sind die Fotos richtig hochgeladen?
Wir hatten über The American Dream eine gute Unterstützung. Das stand für uns als Selbständige im Vordergrund: Man hat halt wenig Zeit, sich nebenher um Sachen zu kümmern. Und da war schon eine Last von uns genommen.
Wie war die Zeit von der Gewinnbenachrichtigung bis zum Umzug in die USA?
Nach der Gewinnbenachrichtigung kam die heiße Phase. Man hat ja nicht gleich die GreenCard, sondern muss sie jetzt erst einmal beantragen. Und da haben wir einige Monate gebraucht, um die ganzen Formalitäten zu erledigen: Dokumente ranschaffen, Urkunden besorgen, Fragen beantworten. Alle Unterlagen, die dann nochmal überprüft werden. Sicherstellen, dass der Antrag lückenlos ist.
Und dann muss man ja sein Leben in Deutschland auch auflösen. Wir hatten in Deutschland eine sichere und eine gute Existenz. Wir haben ein gutes Leben geführt. Das war eine Achterbahn der Gefühle. Wir waren über viele Monate nur noch mit dem Thema Auswanderung beschäftigt.
Ich hatte oft Telefonkontakt mit The American Dream. Wann immer ich eine Frage hatte, bei der ich nicht weiter wusste, habe ich angerufen und dann konnte man mir auch immer helfen. Eine tolle Sache war auch die Gewinner-Community, in die man dann nach dem Gewinn rein darf. Da konnten wir sehr viele Sachen recherchieren.
Ganz aufregend ist natürlich: Was passiert bei dem GreenCard-Interview? Wie verläuft das, wenn man dann bei der Botschaft eingeladen wird? Da war man schon nervös, weil man denkt: Jetzt könnte das Ganze an dem Interview scheitern, nachdem man schon fast alles geschafft hat.
Aber da kann ich eigentlich sagen: Es ist halb so wild! Das sind auch nur Menschen, die da sitzen. Und ich war dann froh, dass das Gespräch so gut gelaufen ist auch nur kurz war. Wir haben vielleicht zehn Minuten gesprochen und der Rest war die Zeit, die sie gebraucht haben, um den Antrag zu bearbeiten. Nach zwei Stunden sind sie mit der freudigen Nachricht rausgekommen, dass wir „approved” sind und unsere GreenCard jetzt bekommen.
Wir mussten unsere Pässe da lassen. Und dann hieß es: „Wann kommen die Pässe?”, „War die Post schon da?”, „Sind die Pässe da drin?” Das hat dann so ungefähr 5 - 6 Tage gedauert. Und als wir die Pässe mit dem vorläufigen Visum dann in den Händen hielten, war klar: So, jetzt haben wir es geschafft! Der Traum ist wahr geworden!
Wie war eure erste Einreise in die USA als offizielle GreenCard-Inhaber?
Wir waren natürlich total aufgeregt. Der Abschied von der Familie war schwer. Das ist halt nicht so, als wenn man mal in den Urlaub fliegt und weiß: Man kommt nach zwei Wochen wieder zurück. Das war ein Abschied auf lange Zeit.
Als wir dann im Flieger saßen, haben wir uns richtig damit beschäftigt: So, wir betreten gleich die USA. Wir mussten dann auch den anderen Eingang nehmen für US Citizen und Permanent Residents, standen also nicht mehr in der großen Warteschlange, wo alle Touristen stehen, sondern hatten die angenehmere Variante.
„Welcome back home!”
Als wir durch die Immigration gegangen sind, wurden wir begrüßt mit “Welcome back home”, das war natürlich ein unbeschreibliches Gefühl. Ein herzlicher Empfang von dem Officer, der da saß. Das war ehrlich überwältigend.
Was war das erste, was ihr als „Permanent Resident" in den USA gemacht habt?
Wir haben die ersten 14 Tage in einem Hotel gewohnt und der Alltag fing schon vom ersten Tag an: Wir brauchten eine Wohnung, und wir brauchten ein Auto. Da haben wir eigentlich ganz von vorn angefangen, uns unser Leben aufzubauen.
Wir wurden überall nach dem Aufenthaltsstatus gefragt. Das spielt eine wichtige Rolle: Ein Vermieter möchte natürlich auch wissen, dass man langfristig bleibt. Wir hatten aber keinen Zeitdruck mehr, um schnell alles zu erleben, denn wir brauchten ja jetzt nicht mehr zurück.
Du hast mit deiner Frau Stanija in Florida ein Restaurant eröffnet. Wie funktioniert das in den USA? Ist es leichter als in Deutschland?
Wir waren auch in Deutschland schon knapp 20 Jahre lang selbständig und hatten eigene Restaurants, deshalb kann ich aus Erfahrung sprechen: Die Eröffnung eines Restaurants ist hier einfacher als in Deutschland. Natürlich muss man sich aber etwas im System zurechtfinden, das auch in jedem US-Bundesstaat anders ist.
Wir haben nach dem Restaurant auch noch eine weitere Firma gegründet, in der unser Sohn Christian die Geschäftsführung übernommen hat. Das ging alles ganz locker. Es gibt nicht so viele Hürden wie in Deutschland.
Was ist für dich das schönste am Leben in den USA?
Hier läuft alles anders als in Deutschland. Wir haben hier nicht mehr den Druck, den wir in Deutschland hatten. Hier in Florida geht alles ziemlich gelassen zu. Und die Mentalität der Leute — das schwappt über. Klar: Jeder muss arbeiten. Jeder braucht Geld. Aber an erster Stelle steht hier ein schönes, angenehmes Leben. Das haben wir jetzt.
„Wir schaffen uns Freiräume. Das war in Deutschland einfach nicht möglich.”
Wir leben hier am Golf von Mexiko und haben nur wenige Minuten zu allen Traumstränden, die es in Florida gibt. Es war uns wichtig, nah am Wasser zu sein, weil wir das Meer lieben. Deshalb ist die Wahl auf Southwest Florida gefallen. Wir haben hier in den USA einen völlig anderen Lebensstil gefunden und sind froh darüber, dass es so gekommen ist.
Wir arbeiten nach wie vor viel und hart, schaffen uns aber auch Freiräume, in denen wir alles genießen können. Das war in Deutschland einfach nicht möglich. Das konnte man nicht.
Es gab aber auch eine sehr wichtige Sache, die ihr vor eurer Auswanderung unterschätzt hattet. Willst du uns davon erzählen?
Das Problem, das wir nach der Auswanderung hatten, war die Trennung von der Familie. Wir haben vier Kinder und zwei Enkelkinder. Unser jüngster Sohn Christian ist mit uns in die USA gekommen und mittlerweile 23 Jahre alt. Aber die Trennung vom Rest der Familie war erstmal sehr hart.
Wir hatten in Deutschland in unseren Geschäften alle zusammengearbeitet. Unsere Kinder haben ihre Berufsausbildungen bei uns gemacht, und man war ein Leben lang immer zusammen.
Irgendwann haben wir aber gesagt: Jetzt müssen wir auch mal unsere Träume verfolgen - wir werden ja auch nicht jünger. Auch unsere Kinder haben zu uns gesagt: Denkt jetzt auch mal an euch! Macht diesen Schritt, solange ihr noch könnt!
Dann sind wir hier angekommen und die ersten Wochen — vielleicht auch Monate — waren sehr hart. Sowas ist nicht planbar. Das konnte man damals, als „Goodbye Deutschland” uns begleitet hat, auch deutlich sehen. Mit der Zeit, als wir uns etwas eingelebt hatten, wurde das schon besser.
Gedanklich ist man natürlich immer noch jeden Tag immer bei den Kindern und Enkelkindern in Deutschland. Wir haben jeden Tag einen Videocall mit allen. Außerdem kommen sie auch oft in den Urlaub hierher und wir haben hier dann eine schöne Zeit.
Es ist besser geworden. Und zwar so, dass wir auch nicht mehr mit dem Gedanken spielen, zurückzugehen. Wir haben dieses Ziel über viele, viele Jahre verfolgt und durchgezogen. Und das ist auch gut.
Unser Leben hat sich so positiv verändert! Hier in Florida können wir unsere Freizeit so richtig genießen, und der Lebensstil hier hat viel dazu beigetragen, den Trennungsschmerz zu überwinden.
Welchen Rat würdest du anderen Leuten mit auf den Weg geben, die vom Leben in den USA träumen?
Ich würde jedem empfehlen, sich viel über die USA zu informieren und zumindest einige Male eine ausgiebige Urlaubsreise zu machen — vielleicht auch schon mal überall reinzuschnuppern und nicht nur Urlaub zu machen. Man muss ja auch hier zurechtkommen.
Wenn man ernsthaft mit dem Gedanken spielt auszuwandern, empfehle ich, schon im Vorfeld ein finanzielles Polster anzulegen. Auch muss man sich damit auseinandersetzen, dass man vielleicht Leute verlässt, die einem am Herzen liegen.
Ansonsten rate ich allen, die den Traum haben, nach Amerika auszuwandern: Haltet daran fest! Gebt nie auf und arbeitet hart dafür! Dann wird auch euer Traum auch irgendwann in Erfüllung gehen!